Grundsatzfragen einer Gesellschaft des längeren Lebens

„Als ich jung war, konnte ich mir das Alter nicht vorstellen. Aber jetzt ist mir klar: Es ist mein Leben!“

Forschung, die darauf abzielt, Konzepte, Modelle und Lösungen für eine Gesellschaft des längeren Lebens zu finden, muss sich an der Frage orientieren, in welcher Gesellschaft wir künftig leben wollen. Der geistes- und sozialwissenschaftlichen Forschung kommt bei dem gesellschaftlichen Verständigungsprozess über diese Frage eine tragende Rolle zu.

Die Wissensbasis ausbauen

Basis für die erfolgreiche Gestaltung einer älter werdenden Gesellschaft ist das Wissen um die weitere demografische Entwicklung. Die Bundesregierung wird daher auch künftig die Erforschung der Ursachen und Konsequenzen des demografischen Wandels fördern. Die Weiterentwicklung geeigneter Methoden, der Ausbau hierfür erforderlicher statistischer Systeme, der interdisziplinäre Austausch, die internationale Vernetzung und der Wissens- und Technologietransfer in die Praxis stehen dabei im Mittelpunkt.

Ein besonderes Augenmerk richten wir auf die Lebenssituation älterer Menschen, einschließlich der schnell wachsenden Gruppe der Hochbetagten. Wichtig sind auch geschlechterspezifische Analysen, um bestehende und sich abzeichnende Ungleichheiten in der Lebenssituation von Seniorinnen und Senioren zu ermitteln und auszugleichen. Auf Grundlage dieser Erkenntnisse werden wir die bereits ergriffenen Maßnahmen zur Gestaltung des demografischen Wandels anpassen und ergänzen.

Ein realistisches Bild vom Alter etablieren

Viele Menschen fürchten das Alter und eine Gesellschaft, in der immer mehr Ältere immer weniger Jüngeren gegenüberstehen. Allzu leicht rücken jedoch bei einer solchen Betrachtungsweise die Probleme in den Vordergrund und verstellen den Blick auf die Chancen. Die Bundesregierung unterstützt daher die Forschung über die kulturellen Rahmenbedingungen von Altersbildern und zur Schaffung und Verbreitung realistischer Altersbilder. Damit wollen wir ein Umdenken anstoßen und ein differenziertes Bild vom Alter und einer Gesellschaft des längeren Lebens zeichnen – weg von Klischees und Stereotypen. Von Bedeutung sind dabei auch die Auswirkungen von Änderungen gesetzlicher Rahmenbedingungen etwa durch die Formulierung eines gesetzlichen Verbots von Altersdiskriminierung. Es gilt, Vorurteile abzubauen, sich dem Thema Alter unbefangen zu nähern und anzuerkennen, dass eine älter werdende Gesellschaft anders strukturiert sein wird als die heutige. Dies eröffnet jedoch neue Perspektiven und Chancen – in sozialer, kultureller und individueller Hinsicht.

Generationenkonflikte erkennen und entschärfen

Eine Gesellschaft des längeren Lebens muss sich auch der Frage nach der Verteilung von Lasten und Ressourcen stellen. Wir unterstützen daher die vorsorgliche Erforschung des Selbstverständnisses der Generationen und der Rollen, die sie jeweils für sich beanspruchen und einnehmen. Damit fördern wir nachhaltige Lösungsansätze für Gerechtigkeit und Solidarität zwischen den Generationen. Zusätzlich zur elementaren Frage nach materieller Absicherung geht es uns auch um die Entwicklung einer Kultur der gegenseitigen und generationenübergreifenden Wertschätzung. Eine solche Kultur soll die Potenziale einer jeden Generation sichtbar machen und dabei vor allem den Blick auf die Beiträge älterer Menschen für Familie und Gesellschaft richten, die allzu oft als selbstverständlich angesehen werden.

Akzeptanz technologischer Lösungen bedenken

Bei der Entwicklung und dem Einsatz von technologischen Lösungen müssen auch ethische, rechtliche und soziale Gesichtspunkte von vornherein bedacht und berücksichtigt werden – insbesondere dort, wo Technologien beispielsweise neuartige Assistenzfunktionen für den Menschen übernehmen. Die Bundesregierung wird daher bei allen ihren Maßnahmen auch die Forschung zur Akzeptanz und zu den Akzeptabilitätsbedingungen neuer technologischer Anwendungen für eine Gesellschaft des längeren Lebens unterstützen.